Stephan Stracke sprach mit Vertretern des Bayerischen Bauernverbandes im Rahmen einer Höfetour im Ostallgäu.

Mangelnde Wertschätzung und Auflagenflut bewegt die Landwirte

Berlin/Ostallgäu - Der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke (CSU) tauschte sich im Rahmen einer Höfe-Rundfahrt mit Landwirten und Vertretern des Bayerischen Bauernverbandes Ostallgäu über die derzeit größten Anliegen und Herausforderungen für die regionalen Milchviehbetriebe aus.  

Im Rahmen des letzten Gesprächs des Abgeordneten mit dem BBV Ostallgäu Ende 2023 entstand die Idee einer gemeinsamen Besichtigungstour verschiedener Milchviehhaltungssysteme in der Region. Ihm liege der Austausch mit den Landwirten insbesondere vor dem Hintergrund der geplanten Erneuerung des Tierschutzgesetzes durch die Ampel besonders am Herzen, erklärte Stracke zu Beginn der Tour. "Zwei Jahre Ampel-Regierung haben der Land- und Ernährungswirtschaft in Deutschland nicht gutgetan. Die Stimmung unter den Landwirten ist schlecht. Dies zeigte sich nicht nur bei den Bauern-Demos und beim Deutschen Bauerntag in Cottbus. Ich nehme dies auch in zahlreichen Gesprächen mit den bäuerlichen Familien in meinem Wahlkreis vermehrt wahr. Die Ampel, allen voran der Grüne Landwirtschaftsminister Özdemir muss endlich handeln und die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, damit auch die kommenden Generationen noch Lust auf Landwirtschaft haben", so Stracke.  

Wie sich die Kombinationshaltung von Milchvieh gestaltet, davon überzeugte sich der Abgeordnete bei der ersten Station der Höfe-Rundfahrt. Der Betrieb der Familie Mitzdorf in Schwangau ist ein ganz besonderes Beispiel dieser Haltungsform, die grundsätzlich vorsieht, dass die Tiere mindestens 120 Tage pro Jahr Bewegung beispielsweise auf der Weide haben. Während die Rinder der Familie Mitzdorf im Winter im Stall in der Ortsmitte untergebracht sind, ziehen sie sobald es die Witterung zulässt auf die Sommerweide mit eigenem Stall. Den Hochsommer verbringen sie dann auf der Alm. Damit wäre es schnell vorbei, sollte das von Landwirtschaftsminister Özdemir geplante Verbot der Anbindehaltung kommen. Denn einen neuen Laufstall zu bauen, rentiert sich für die Familie nicht. Der benötigte Platz für einen solchen Stall am bisherigen Standort in der Ortsmitte ist überdies nicht vorhanden. Die extrem hohen Investitionskosten stellen ein weiteres Hindernis dar.   

Die Landwirte machten im Gespräch deutlich, dass die Anbindehaltung allerdings auch im Allgäu auslaufe. "Selbstverständlich entspricht eine reine Anbindehaltung nicht mehr unserem Verständnis von Tierwohl. Mit der Kombinationshaltung haben wir jedoch einen Kompromiss, der gerade bei den kleineren Betrieben in unserer Region so noch Anwendung findet. Wenn die Tiere in den Sommerhalbjahren monatelang auf den Weiden und Almen stehen, geht es ihnen sicher nicht schlechter als den Tieren in den großen Laufställen", so die Landwirte. Seit vielen Jahren würden keine Förderungen mehr für Anbindeställe erteilt. Dies sei auch richtig so, teilten sie mit. Ein regelndes Eingreifen der Politik, wie dies die Ampel vorsehe, würde diese Haltungsform auf einen Schlag beenden und das Aus für die zumeist älteren Landwirte bedeuten. "Schon heute erhalten Landwirte für Milch aus Anbinde- und Kombihaltung deutlich weniger Geld. Dies macht deutlich, dass der Markt sich hier selbst regeln wird." Stracke zeigte Verständnis für den Wunsch der Landwirte nach einem fairen Zeitraum für die Abschaffung dieser Haltungsform, um unnötige Brüche zu vermeiden.  

Mit dem Generationswechsel in einen modernen Laufstall nach neuesten Maßstäben investiert hat die Familie Babel in Pfronten. 40 Stück Vieh finden hier Platz. Mit Blick auf die eingesetzte Summe treibt die Familie die Sorge um, dass weitere Auflagen durch die Politik auf Bundesebene, neue Bestimmungen des Tierschutzgesetzes und hohe Betriebskosten die Rechnung nicht aufgehen lassen. In der Rückschau berichtet das Ehepaar Babel von einer immensen Auflagenflut, die den Stallbau begleitet hatte und wünscht sich, wie die gesamte Branche, dass es für landwirtschaftliche Gebäude einen Bestandsschutz gibt. "Hohe Investitionen, wie die, die wir hier gerade getätigt haben, müssen über lange Jahre hinweg abgearbeitet werden", so die junge Landwirtsfamilie. "Eine mindestens 20-jährige Planungssicherheit ist gerade mit Blick auf Investitionen in neue Stallgebäude unser größtes Anliegen", bestätigten BBV-Kreisobmann Andreas Schmid und Geschäftsführer Alexander Kröper.  

Wie wichtig es sei, die Landwirte weiter von Bürokratie und Auflagen zu entlasten, betonte Stracke. Es sei gut, dass dank der Europäischen Volkspartei auf EU-Ebene, zu der auch die CSU-Abgeordneten im Europäischen Parlament gehören, erste Fortschritte für die Landwirtschaft erzielt wurden. Hier müssten aber nun auch auf Bundesebene weitere Entlastungen für die bäuerlichen Familienbetriebe folgen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall.  

"Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir versucht der Landwirtschaft das Agrarpaket der Ampel gefühlt als größte Entlastung zu verkaufen. Er lässt sich für Entlastungen in Höhe von rund 150 Millionen Euro feiern, nachdem er den Landwirten mit der Streichung des Agrardiesels schrittweise rund 400 Millionen Euro nimmt. Er lobt sich selbst für Bürokratieabbau, der tatsächlich aber nicht vorankommt. Zugleich schafft sein Ministerium beispielsweise mit dem Tierschutzgesetz die Grundlagen für deutlich mehr Auflagen. Das ist traurige Realsatire pur und hat mit unterstützender Landwirtschaftspolitik nichts zu tun", so der Abgeordnete abschließend.